Öko-Landbau in Niedersachsen: mehr Unterstützung durch die Landesregierung gefordert

Visselhövede, 03.03.2020
Niedersachsen ist ein Entwicklungsland – zumindest was die Situation im Öko-Landbau angeht.
Großen Worten folgen wenig Taten. Vertreterinnen und Vertreter des Öko-Landbaus fordern konsequentes
Handeln.
Das Land hat sich zum Ziel gesetzt, dass im Jahr 2025 10 %, im Jahr 2030 gar 15 % der landwirtschaftlichen
Nutzfläche ökologisch bewirtschaftet werden sollen. 2019 waren es ca. 4,7 % (Statistisches
Bundesamt), damit ist Niedersachsen im bundesweiten Vergleich Schlusslicht. Um die ehrgeizigen
Ziele zu erreichen, fehlt es an finanziellen Mitteln und einer konkreten Unterstützung des
Öko-Landbaus. Andere Bundesländer machen vor, wie es anders gehen könnte:
Ende November stellte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken bereits den zweiten
Öko-Aktionsplan für das Bundesland vor. Laut dem Aktionsplan soll der Bio-Anteil in der Kita und
Schulverpflegung sowie in den Landeskantinen stufenweise auf 30 Prozent erhöht werden,
der Anteil regionaler Produkte sogar auf 50 Prozent. Vorgesehen ist dies zunächst für drei Pilotregionen.
Noch umfangreicher ist der Aktionsplan Bio in Baden-Württemberg. Dessen Weiterentwicklung
rückt vor allem die Wertschöpfungskette als Ganzes in den Fokus. Ein umfangreiches Bündel von
Maßnahmen soll die Rahmenbedingungen für ökologisch wirtschaftende Betriebe verbessern sowie
den Neueinstieg in den ökologischen Landbau sowie die ökologische Lebensmittelwirtschaft
erleichtern. Die Maßnahmen reichen von einer zusätzlichen Förderung ökologisch wirtschaftender
Betriebe über Beratungsangebote hin zu Unterstützung bei der Erschließung von Marktpotenzialen.
„Auch Niedersachsen muss endlich handeln und den Öko-Landbau konsequent unterstützen“, sagt
Friedemann Wecker, geschäftsführender Vorstand der Landesvereinigung Ökologischer Landbau
Niedersachsen. „Derzeit ist der ideale Zeitpunkt, um endlich auf eine nachhaltige Richtung umzuschwenken.
Über die Umsetzung des „niedersächsischen Weges“ und die Ausgestaltung der Gemeinsamen
Agrarpolitik (GAP) ergeben sich derzeit zwei wichtige Ansatzpunkte, die Landwirtschaft
in Niedersachsen nachhaltiger zu gestalten. Nun ist die Politik gefordert“, ergänzt Weckers Vorstandskollege
Andreas Jessen. Dr. Yuki Henselek, die Dritte im Bunde der geschäftsführenden
Vorstände, sagt mit Blick Richtung Süden: „Andere Bundesländer machen ja vor, dass es anders
geht. Die Beispiele aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zeigen, wie Politik eine nachhaltige
Landwirtschaft unterstützen kann. Angesichts des hohen Problemdrucks in Niedersachsen ist
es allerhöchste Zeit, dass das Land nachzieht und Maßnahmen zur Umsetzung seiner selbst gesteckten
Ziele ergreift.“

Hintergrund

Alle sieben Jahre werden die Leitlinien für die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) in der EU festgelegt.
Mit einem Volumen von bisher ca. 60 Milliarden Euro – zukünftig werden es ca. 46 Milliarden
Euro sein – hat die GAP einen großen Anteil am gesamten EU-Haushalt. Dementsprechend groß
ist der Gestaltungsspielraum. Bisher war die Vergabe der Direktzahlungen fast ausschließlich an
die Flächengrößen gekoppelt.
Der „niedersächsische Weg“ ist eine Initiative bestehend aus dem Land Niedersachsen, Landwirtschaftskammer
und Landvolk sowie Naturschutzverbänden. Ziel der Initiative ist eine verbesserte
Artenvielfalt durch eine stärkere Verbindung von Landwirtschaft und Naturschutz. In diesem Zuge
sollen Landwirte einen Ausgleich erhalten, wenn sie durch bestimmte Maßnahmen, Ertragseinbußen
verzeichnen.

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